Kinder sind  keine kleinen Erwachsenen!!!

Dieser Satz ist mir seit meiner Ausbildungszeit zum Rettungssanitäter in Erinnerung geblieben.

Was heißt dieses im Rahmen der PEH (Psychischen Ersten Hilfe)?

 

Wie unterscheiden sich Kinder von uns?

 

*Körpergröße

*prozentual gesehen größere Körperoberflächen

*Flüßigkeitsvolumenspeicher-und Verbrauch sind prozentual höher

*können schneller dehydrieren und vor allem unbemerkt von Erwachsenen

*melden sich nicht immer unbedingt bei Durst, neigen aber ohne Flüßigkeit oft zur Müdigkeit

*haben andere Blickwinkel, oftmals einen Tunnelblick

*verlieren schneller größere Wärmemengen

*nehmen oft auch Kleinigkeiten wahr

*beobachten Mimik und Gestik von Erwachsenen

*starke Emotionen lenken oft von den eigenen Bedürfnissen ab

*erst zwischen 9 und 11 Jahren können sie situationsgerecht handeln

*entwickeln ihre eigenen Ängste

 

 

Bei einer größeren Schadenslage ist es oft schwer herauszufinden, wieviel Kinder eigentlich betroffen waren, denn gerade bei Busreisen oder anderen Reiseveranstaltern werden Kids ohne eigenes Ticket und Registrierung zur Aufsichtsperson geführt.

Kinder die unter PTB (Posttraumatische Belastung) stehen, können oft fluchtartig die Einsatzstelle verlassen und werden oft in mehreren Kilometern Entfernung aufgefunden.

Das wichtigste für Kinder ist,

eine Kontaktperson!

Diese sollte nicht ständig wechseln und eine eindeutige Kleidung, z.B. NFS-Überwurfweste tragen.

Wie reagieren Kinder meistens?

Wie bei den Erwachachsenen, reagieren auch Kinder unterschiedlich. Oft beobachtete Verhaltensmuster bei Unverletzten sind:

*Weinen, Schreien

*Fremd-oder Eigenagression

*Erbrechen

*Rückzug

*Apathie

*Erstarrung

*Panik, ACHTUNG!!!! Gefahr desWegrennen, wie oben bereits beschrieben.

 

Eigentlich kann jede Einsatzkraft eine PEH leisten, wenn er dieses mit seinen Einsatzpflichten verbinden kann. Bei einem MANV (Massenanfall von Verletzten) kann es zudem oftmals notwendig sein, dass NFS'ler oder Fachberater Seelsorge mit anderen Einsatzkräften Betreuungen übernehmen müssen. Hierfür sollte man einiges beachten:

als Einsatzkraft sollte man nun, ebenso wie bei Erwachsenen, ein betroffenes Kind aus dem Gefahrenbereich an einen ruhigen, trockenen und warmen Ort (z.B. Einsatzfahrzeug) begleiten.

Je nachWitterung kann auch Bewegung (Spaziergang) sinnvoll sein.

Betreuung sollte von Personen übernommen werden, welche sich hierfür bereit erklären, wobei das Geschlecht sekundär ist. Eine Betreuung erfordert, ebenso wie das Versorgen eines Verletzten, Retten eines Unfallopfers oder Löschen eines Hauses, vollen Einsatz und kann nicht mal eben nebenbei gemacht werden.

Es muß jedem Vorgesetzten klar sein, dass mir diese Einsatzkraft nicht mehr für weitere Aufgaben zur Verfügung steht.

Man bleibt bei dem zu Betreuenden so lange wie es möglich, bzw. nötig ist. Kommt ein NFS'ler, FBS oder Mitarbeiter des Kriseninvertionsdienst hinzu, so sollte man den Übergang so gestalten, dass man noch ein wenig bleibt, denn gerade bei Kindern ist es wie bereits erwähnt wichtig, daß man die Bezugsperson nicht zu oft wechselt, idealerweise wäre nun eine gemeinsame Weiterbetreuung durchzuführen, was sich oft einsatztechnisch in der Realität leider nicht verwirklichen lässt.

Betreuer müssen Einfühlungsvermögen haben, aber auch psychische Sitationen der Betroffenen aushalten können.

Agressionen soll man kontrolliert ablaufen lassen (Ventilwirkung )

Bei körperlichen Symptomen med. Hilfe hinzuziehen  (Schockgefahr)!!!

Nach Möglichkeit Kinder und Eltern nicht trennen bei der Betreuung, denn eine gute Betreuung der Kinder wirkt beruhigend auf die Eltern und bei den Kids kann hier einer Verlustangst entgegen gewirkt werden.

Auch bei Kindern muß man sich vorstellen um die Distanz zwischen Betreuer und zu Betreuenden abzubauen, hierbei sollte die Einsatzkraft den Vornamen benutzen, alles was Angst machen könnte, z.B. Helm vorher ablegen!

Oberstes Gebot ist Ruhe und Sicherheit weiter zu geben !!!

Wichtig ist es auch einem Kind zu erklären, was jetzt weiter mit ihm/Eltern etc. passiert. Aber hier gilt:

Reden ist silber, Schweigen ist Gold!!!

soll für uns heißen, das Zuhören hat auch bei Kindern höchste Priorität!!!

Fragen zur Situation zulassen und wahrheitsgemäß beantworten!!!

 

Hier folgen nun einige Hinweise von Dr. Harald Karutz, dipl.Päd., welche dieser in recht anschaulichen Schaubildern darstellt:

 

 

 

                        

mit freundlicher Gehnemigung von Dr.dipl-Päd. Harld Karutz

 

 

Das Vorgehen bei Kindern sollte weitestgehends vom Alter abhängig gemacht werden.

 

Tabelle zur Vorgehensweise bei unverletzten Kinder in der PEH

 

Altersgruppe Besonderheiten im Verhalten Besonderheiten bei der Betreuung
Kinder unter 3 Jahren haben oft Unsterblichkeitsphantasien

sehen den Tod nicht als etwas endgültiges an

machen keine Unterschiede zwischen Lebewesen und Gegenstände
hier gilt es meist eine Unterstützung für die Eltern zu sein, diese zu ermutigen und eine ruhige Atmosphäre schaffen

sollte kein Elternteil zur Verfügung stehen, so ist mit dem Kind ruhig und freundlich zu sprechen

sehr wichtig ist hier der Körperkontakt, durch auf den Arm nehmen,wiegen, Kopf streicheln etc.

es ist hilfreich, wenn das Kind einen ihm bekannten Gegenstand in der Hand halten kann
Kinder zwischen 3 und 5 Jahren haben Trennungsangst und Angst vor Verstümmelung

Tod wird in der Umgebung erstmalig wahrgenommen

Tod wird immer noch nicht als etwas endgültiges gesehen
Hier ist es ebenso wichtig eine ruhige Atmosphäre zu schaffen und Sicherheit zu vermitteln

Kinder in dieser Altersgruppe kann man schon animieren zu Reden, in dem man z.B.ein Gespräch über die gegenseitige Vorstellung beginnt

hilfreich können einem hier Stofftiere zur Seite stehen, im Notfall kann man auf die alte bekannte RD -Methode zurückgreifen (Einweghandschuh,Edding und etwas Puste)


mit Phantasie kann man diese Kids spielerisch in Gespräche verwickeln

Stofftiere sollten behalten werden können von den zu Betreuenden, damit nicht nur negative Erinnerungen mit dem Geschehen verbunden sind
Kinder zwischen 5 und 12 Jahren realisieren den Tod und trauern

ernsthafte Auseindersetzungen mit dem Tod
Bei dieser Altersgruppe gewinnt das Gespräch an Bedeutung

sollte das Gespräch erschöpft sein, so sollte man das kind beschäftigen, z.B. Helm oder Jacke anziehen lassen, daß Fahrzeug "erkunden", dieses sollte man aber nur machen, wenn man sich auskennt, da man sonst an glaubwürdigkeit verliert

Dem Kind "wichtige Aufgaben " übertragen", z.B. aufpassen auf HFG (Handfunkgerät), FME(Funkmeldempfänger), Jacke o.ä., wichtig ist nur es gemeinsam mit dem Kind zu tun!
Kinder ab 12 Jahren lassen sich nicht so einfach ablenken

erkennen Verharmlosung und entwickeln eine Gegenreaktion

wollen vom Tod nichts wissen

oft nur zu Gruppengesprächen bereit

suchen sich ihre Vertrauten selber aus
hier wird der Betreuer oft zumAnsprechpartner für ausgesprochene oder nicht ausgesprochene Fragen und Ängste

der Einsatz soll
ohne Lügen erklärt werden

Vertrauen in Einsatzkräfte soll betont werden
Hoffnung stärken

 

Quellen: Information und Empfehlungen zum Umgang mit Kindern nach einem Notfall oder Unglück, NFS Solingen         

 Kein Kinderspiel-die Betreuung von Kindern bei Einsätzen der Rettungsorganisationen, Frank und Ute Larsen

PEH bei Kindern , dipl-Päd. Dr.Harald Karutz

 

 

Autor: R.Teppler 


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